Bei einer Niederlage kann die Lokführergewerkschaft einpacken

"Was sich für den unbefangenen Beobachter wie Haarspalterei um Worte anhört, entpuppt sich in Wahrheit als ein handfester Machtkampf, bei dem es für die Lokführergewerkschaft GDL um Sein oder Nichtsein geht. Mit ihrer Forderung nach einem „eigenständigen“, im Gegensatz zu dem bereits bestehenden „eigenen“ Tarifvertrag will die GDL aus dem engen Korsett der Tarifgemeinschaft mit den Konkurrenzgewerkschaften Transnet und GDBA ausbrechen
und sich als Selbstbewusster Interessenvertreter der Lokführer nach dem Vorbild der erfolgreichen Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund positionieren. Als kleinstes Rad im Trio der Bahn-Gewerkschaften fühlt sich die GDL von den beiden Großorganisationen Transnet und GDBA zunehmend an den Rand gedrückt. (...)

"Mehdorns Zermürbungstaktik scheint aufzugehen. Nach dem kuriosen Wechsel in der GDL-Verhandlungsfüh-rung, Gewerkschaftschef Manfred Schell verabschiedete sich am vergangenen Dienstag für 3 Wochen zur Kur am beschaulichen Bodensee, musste der schneidige GDL-Vize Claus Wesselsky seine martialische Arbeitskampfdrohung bereits nach nur einem weiteren Streiktag wieder kassieren, ohne dass ihm die Bahn neue Zugeständnisse in Aussicht gestellt hatte. Dieser Rückzieher zeigt denn auch, dass die GDL mit ihrem Latein langsam am Ende ist. Erhöht sie den Streikdruck, droht sie sich auch noch den letzten Sympathie-Rest bei den Pendlern zu verscherzen. (...)

"Lesenswert in diesem Zusammenhang ist das neue Buch von Hugo Müller-Vogg. Unter dem Titel "Diplomat wollte ich nie werden" ist im Hoffmann und Campe Verlag ein Gespräch mit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn erschienen.

Hartmut Mehdorn: «Diplomat wollte ich nie werden.» Ein Gespräch mit Hugo Müller-Vogg Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 224 S., 17,95 Euro ISBN 978-3-455-50047-9

Platow Brief

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