13.10.2021 | Der Platow Brief

31. Saumagen-Essen

Weil der Generalsekretär der Cdu wie viele andere auch um seinen Stuhl bangen muss, tritt Paul Ziemiak dieser Tage die Flucht nach vorn an: mit der Ankündigung einer „brutal offenen“ Aufarbeitung der Fehler beim Wahlkampf und dass auf Kreisvorsitzendenebene über das heiße Thema einer Beteiligung der Mitglieder am Neuanfang der Partei zu sprechen sei. Sicher ist: in der CDU, die mit Angela Merkel 16 lange Jahre regierte, wird in den Spitzengremien kein Stein auf dem anderen bleiben.

Entsprechend gemischt war denn auch die Gefühlslage bei den CDU-Granden, die mit Hessen-Premier Volker Bouffier und seinem Vorgänger Roland koch oder auch dem noch-Kanzleramtsminister Helge Braun seit Jahr und Tag zu den Stammgästen des Publizisten Hugo Müller-Vogg und seiner Frau Ulrike gehören, als diese, wie am vergangenen Sonntag, zum 31. Saumagenessen zu Ehren von Helmut Kohl in der Orangerie des Bad Homburger Kurparks zusammenkamen. Allein die FDP, vertreten durch Nicola Beer, der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, und den Altvorderen Hermann Otto Solms und Rainer Brüderle, hatte Grund zum Strahlen.

Über eine sich abzeichnende Ampel kehrt sie zurück an die Macht, sofern sich auch die mit SPD und Grünen unvereinbaren Positionen überbrücken lassen, was den Gastgeber über die schwierige Lage der Liberalen orakeln ließ. Am Ende würde sich die FDP entscheiden müssen zwischen „besser nicht regieren als links zu regieren“ und „mitmachen, um Schlimmeres zu verhindern“. Der Machthunger der FDP und die Furcht vor den Folgen einer abermaligen Verweigerung werden die FDP vermutlich in den sauren Apfel beißen lassen. das respektable Wahlergebnis von erneuter Zweistelligkeit der Liberalen (11,5%), diesmal anders als 2017 sogar mit Vorsprung vor der AfD (10,3%), ist bei einer Weichenstellung, die beim Wähler nicht ankommt, leicht vergänglich, wie die FDP unter Guido Westerwelle leidvoll erfahren hat.

Solms, der beim 30. saumagenessen vor einem Jahr, das wegen der Pandemie nur virtuell möglich war, darauf gewettet hatte, dass die FDP vor der AfD ins Ziel kommt, hatte für einen umgekehrten Ausgang eine besonders hohe Spende für die Tuberöse Sklerose Stiftung unter Schirmherrschaft von Roland und Anke koch in Aussicht gestellt. Dass es dVzu jetzt nicht kam, hielt Solms freilich nicht davon ab, ordentlich zu spenden. So konnte Müller-vogg, der beim Saumagenessen stets für die Stiftung trommelt, Stand gestern erfreuliche 20.000 Euro an eingenommenen Geldern vermelden.

(Quelle: Der PLATOW Brief, 13. Oktober 2021)