12.03.2014 | WirtschaftsKurier

Der Doktor, der Kämpfer, der Sieger

Im Grund genommen ist unser ganzes Leben ein einziger Kampf, ein Kampf gegen die Umstände, die man selber nicht verursacht hat“, stellt Reinfried Pohl, Vorstandsvorsitzender der DVAG, im Rückblick nüchtern fest. Doch es war ein erfolgreicher Kampf, den der heute 85-Jährige ausgefochten hat. Knapp 1,2 Mrd. Euro Umsatz, 185 Mio. Euro Gewinn, 37 000 Vermögensberater und mehr als 6 Mio. Kunden (Stand 2012) sprechen für sich. In der „Manager Magazin“-Liste der reichsten Deutschen wird der Gründer der Deutschen Vermögensberatung mit einem geschätzten Vermögen von 2,85 Mrd. Euro auf Platz 33 geführt.

Die Persönlichkeit und das Erfolgsrezept von Pohl hat der bekannte Publizist Hugo Müller-Vogg nun in einer spannend zu lesenden Biografie beschrieben. Sie zeichnet die drei „Leben“ des Unternehmers nach: den Kampf ums nackte Überleben in den Wirren des Zweiten Weltkriegs, sein persönliches Wirtschaftswunder, das jäh endete, und die Phase, in der er mit der DVAG „Finanzgeschichte“ schrieb.

Mit seinem damals neuen Konzept des Allfinanz-Vertriebs und der „Erfindung“ des unabhängigen Vermögensberaters war Pohl sehr erfolgreich. Immer wieder musste er aber auch Widerstände des Wettbewerbs überwinden. Ein „Ritterschlag“ war die Beteiligung der Generali Deutschland an seinem Unternehmen, für die die DVAG über 90 % des Neugeschäfts erzielt. Ein weiterer „Orden“ war die Vertriebspartnerschaft mit der Deutschen Bank.

Nicht zu kurz kommen in der Biografie von Müller-Vogg auch die persönlichen Eigenschaften von Pohl, seine mitreißende Kommunikationsgabe und die Fähigkeit, bedeutende Politiker einzubinden. Ein Clou war sicherlich die Schaffung des DVAG-Beirats mit bekannten Persönlichkeiten von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl über Theo Zwanziger (Deutscher Fußball-Bund) und Horst Teltschik (außenpolitischer Berater) bis zu Rolf Breuer (Deutsche Bank). Eine weitere Facette Pohls ist der Familienmensch, der seine 2008 verstorbene Frau in alle Entscheidungen einbezog und die beiden Söhne Andreas und Reinfried zu wichtigen Managern an seiner Seite machte.

WirtschaftsKurier März/April 2014