BAD SOBERNHEIM Sie machten aus der "Gesundheitsprämie" der CDU die "Kopfpauschale", setzten Angela Merkel vor ihrer Kanzlerschaft angeblich ungünstig ins Bild und blickten in Gerhard Schröders Familienleben - auch, als dieser die von ihm selbst geöffnete Tür wieder schließen wollte. Wie viel Macht haben Medien? Und bleibt der Politik nur die Ohnmacht? Im voll besetzten Rudolf-Desch-Saal des Sobernheimer Hotels "BollAnt´s im Park" fanden die CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner und Bild-Kolumnist Hugo Müller-Vogg auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung darauf nicht immer eindeutige - aber erhellende Antworten.
"Alle überschätzen die Medien, denn bestimmte Medien erreichen nur bestimmte Gruppen", sagte Müller-Vogg. Sabine Christiansen vor allem Menschen über 50. Das Internet die Jungen. Und jeder Fernsehsender nur einen Bruchteil.
Ganz abgesehen davon: "Nur wenige CSU-Mitglieder lesen die taz, und kaum ein Linkspartei-Mitglied den Bayernkurier", sagte Müller-Vogg. Man konsumiere, was einen in der eigenen Meinung bestätigt. Können Medien die Stimmung im Volk also überhaupt drehen? "Roland Koch hat in Hessen eine Wahl gewonnen, obwohl er den Wahlkampf gegen die Medien geführt hat", erinnerte Müller-Vogg an das Thema doppelte Staatsbürgerschaft. Die Medien waren gegen Kochs Botschaft - die meisten Wähler wollten trotzdem die CDU.
Und was ist mit Merkel und Schröder? "Wer die Medien reinlässt, wird sie so schnell nicht wieder los", sagte Müller-Vogg über Schröder. Merkel trenne Politik und Privates noch zu stark. Hoffnung habe er jedoch: "Herr Merkel, also Herr Professor Sauer, zeigt leichte Lockerungsbewegungen." Parallelen zu früheren Kanzlergattinnen? Klöckner lachte: "Ich stell mir vor, wie Herr Sauer das frische Hemd für Frau Merkel bringt."
Und wie groß ist nun der Einfluss der Medien? "Es geht weniger um den Kampf zwischen linken und rechten Medien", sagte Klöckner. "Es geht um den Kampf zwischen Politikverstehern und Politikverächtern unter den Journalisten." Müller-Vogg ergänzte: "Macht haben die Medien bei neuen Themen, zu denen es keine vorgefertigten Meinungen gibt." Beispiel Gentechnik: "Das ist jetzt negativ besetzt."
Und wie war das mit der Kopfpauschale? "Den Begriff hat Roman Herzog ins Spiel gebracht", schmunzelte Parteienforscher Jürgen W. Falter im Publikum. Und die Medien? Nahmen die Wortschöpfung des früheren CDU-Bundespräsidenten gerne auf...