30.12.2019

Silvester 2029: Stille Nacht mit Biotee

Noch ist es in Deutschland nicht verboten, das neue Jahr durch das Abschießen von Feuerwerksraketen und das Zünden von Böllern zu begrüßen. Aber der medial befeuerte Verbots-Hype wird dafür sorgen, dass immer mehr Städte private Silvesterfeuerwerke verbieten werden. Stattdessen wird es zentrale Feuerwerke geben, bis auch dann die Deutsche Umwelthilfe, die Grünen und andere, sich zur Rettung berufen fühlende Interessenverbände den politischen Druck so erhöht haben, dass selbst Kommunen ohne grüne Mehrheit sich dem Anti-Feinstaub-Diktat beugen: keine Böller für niemanden.

Auch eine Lasershow wäre nicht klimaneutral

Als ökologisch unbedenklich geltende Alternativen werden um Mitternacht dann Lasershows den Himmel über uns erhellen, werden Laserkanonen bunte Bilder an den Himmel zaubern und die bösen Geister durch 3D-Grafiken verscheuchen – musikalisch untermalt und vom Klang der Kirchenglocken begleitet. Bis eines nicht sehr fernen Tages die üblichen Verdächtigen uns einreden werden, auch die fantastische Laserwelt sei nicht ohne Energieverbrauch zu erschaffen. Obendrein störe die Begleitmusik Tiere und Kranke. Schließlich erinnern Historiker daran, dass Lasershows auf erschreckende Weise an die „Lichtdome“ der Nationalsozialisten erinnerten. Sie wird folglich nicht lange Bestand haben – die wunderbare, neue, feinstaubfreie Silvesterwelt.

Weil aber alte Gewohnheiten schwer auszurotten sind, werden viele Menschen weiterhin den Start ins neue Jahr feiern – zu Hause, in Restaurants, in Stadthallen, bei auswärtigen Freunden. Bis uns eines Tages Umweltaktivisten mit Leichenbittermiene vorrechnen, wie groß der C02-Fußabdruck angeblich völlig sinnloser Jahresendfeierlichkeiten sei: all die gefahrenen Kilometer, all die geleerten Sektflaschen, all der Müll, der zwangsläufig bei Partys anfällt, all der C02-Ausstoß im Zusammenhang mit silvesterlicher Völlerei und Katerfrühstück am Neujahrstag. Was für eine unverantwortliche Umweltbelastung, nur weil zum 1. Januar bei der Jahreszahl die letzte Ziffer um eins nach oben geht!

Bio-zertifizierter Tee statt Schmapus

Man braucht nicht allzu viel Phantasie, um sich auszumalen, wie Silvester 2029 aussehen wird. Öffentliche Veranstaltungen zur Jahreswende wird es nicht mehr geben, weder im Freien noch in geschlossenen Räumen. Die Kirchenglocken haben um Mitternacht zu schweigen. Dem Einzelhandel sind Sonderangebote für Sekt und andere Spirituosen untersagt, um Silvester-bedingtes Leergut samt der damit verbundenen Umweltbelastung zu verhindern. Der grüne Kanzler empfiehlt, im häuslichen Kreis mit Bio-zertifiziertem Tee oder Leitungswasser auf das neue Jahr anzustoßen – zur Bekräftigung des regierungsamtlichen Neujahrsvorsatzes, noch gesünder und noch klimabewusster zu leben. 

Noch darf in Deutschland Silvester so begangen werden, wie wir das von klein auf gewohnt sind. Aber die Zeiten ändern sich. Es soll Menschen geben, die – obwohl von Hause aus eher Böller-Muffel – es in diesem Jahr richtig krachen lassen, pyrotechnisch wie lukullisch, und das Ganze mit dem Smartphone filmen. Damit man den Enkeln zeigen kann, was das früher war – eine fröhliche Silvesterfeier.

Veröffentlicht auf www.focus.de am 30. Dezember 2019.


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