17.06.2017

„Ehe für alle“ ist nicht gerade „der heiße Scheiß der Republik“

Erst hatten die Grünen kein Glück, dann kam noch Pech dazu. Seit die Umfragezahlen der Partei schmelzen wie die Polkappen, warten ihre Strategen auf den großen Ruck. Den sollte die Bundesdelegiertenversammlung von Freitag bis Sonntag bringen. Dann wurde am Freitagnachmittag der Tod von Altkanzler Helmut Kohl bekannt. Spitzenkandidaten Cem Özdemir würdigte den Erz-Gegner der Grünen auf würdige Weise. Doch Kohls posthume „Antwort“ auf die vielen Schmähungen aus dem grünen Biotop wirkte wie eine Klitschko-Rechte: Die Grünen wurden am Freitag in den Abendnachrichten marginalisiert und in den Samstagausgaben der Zeitungen von Kohl-Nachrufen mehr oder weniger zugedeckt. Für Sonntag und Montag bleibt da wenig Hoffnung: Da werden die zweite Runde der französischen Parlamentswahlen und der SPD-Sonderparteitag in Dortmund der Ökopartei abermals Sendeminuten und Druckzeilen wegnehmen.

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Bisher haben die Grünen zwei Haupt-Botschaften übermittelt: Der Kampf gegen den Klimawandel bleibt ihr zentrales Anliegen, und ohne „Ehe für alle“ soll es nach dem Willen der Delegierten keine Koalition mit grüner Beteiligung geben. Sollte das ernst gemeint sein, dann schiede jede Konstellation aus, in der auch die CSU vertreten wäre – laut Beschlusslage jedenfalls. Denn dass die CSU in dieser Frage klein beigibt, ist noch unwahrscheinlicher als ein Grünen-Parteitag, der staatliche Hilfen für Frauen beschließt, die „nur“ Mütter sind.

Mit dem, was die Grünen offenkundig für „den heißen Scheiß der Republik“ (Katrin Göring-Eckardt) halten, dürften sie aber nicht weit kommen. Klimawandel ist nicht gerade das, worüber selbst potentielle Grünen-Wähler am meisten sprechen. Und was die „Ehe für alle“ angeht: Hierzulande gibt es knapp 80.000 eingetragene Lebenspartnerschaften von Gleichgeschlechtlichen. Ob die ihre Beziehung künftig Ehe nennen dürfen oder nicht, mag für einzelne Paare wichtig sein. Die Wählerschaft rocken lässt sich mit diesem Thema aber nicht.

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Wahlkampfweisheit des Tages: Bei jeder Wahl ist entscheidend, was hinten raus kommt (frei nach Helmut Kohl).

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Veröffentlicht auf www.tichsyeinblick.de am 17. Juni 2017.


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