07.07.2021

Ex-Frauenminister Laschet hat bei „Brigitte“ ein Heimspiel

In der neuesten Folge von „Brigitte live“, einem Talk der Frauenzeitschrift mit dem CDU-Kanzlerkandidat war der bereits nach einer Minute eigentlich alles gesagt – jedenfalls aus der Sicht Armin Laschets. Wie er als ehemaliger Journalist denn ein Portrait über sich selbst überschreiben würde, wurde er eingangs gefragt. „Der Richtige“ antwortete der CDU-Politiker wie aus der Pistole geschossen und lächelte verschmitzt. Volltreffer!

„Brigitte“-Chefredakteurin Brigitte Huber und ihre Ressortleiterin Meike Dinklage waren offenkundig nicht darauf aus, harte politische Nachrichten zu produzieren. Es ging ihnen ebenso um den Menschen hinter dem Wahlprogramm. Die beiden Journalistinnen ersparten Laschet dennoch, Stellung zu den selbst in der CDU hoch umstrittenen Thesen des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen zu nehmen. Der hat mit der Behauptung, für die ARD-Tagesschau seien Journalisten „mit Verbindungen zur linken und linksextremen Szene“ tätig, einen Proteststurm provoziert - wieder einmal.

"Der rechte Rand in Ihrer Partei wird hörbarer", hielt Dinklage ihrem Gast vor. Ob da nicht ein möglicher Partei-Ausschluss sinnvoll wäre? Laschet rettete sich ins Formale, wies darauf hin, dass die Hürden für einen Parteiausschluss recht hoch seien. Er machte indes klar, dass die CDU den Kurs der Mitte beibehalten, sich klar nach rechts abgrenzen müsse. Und wiederholte seine Standard-Aussage: „Mit der AfD wird nicht kooperiert, nicht koaliert, gar nichts gemacht.“ Daran müssten sich alle Direktkandidaten halten.

Dabei vermied Laschet wie immer, den Namen Maaßen, der im südthüringischen Wahlkreis 196 (Suhl – Schmalkalden-Meiningen) kandidiert, auch nur zu erwähnen. Seine Strategie: Nicht jede Äußerung des wohl umstrittensten unter den 299 CDU-Direktkandidaten durch eine Reaktion „zu überhöhen“. Leider wurde nicht nachgefragt, ob Maaßen der CDU insgesamt nicht mehr schade als nutze. Doch die Interviewerinnen wollten zu viele Themen ansprechend, um hier ins Detail gehen zu gehen. Lasche konnte mit den ausbleibenden, bohrenden Zusatzfragen gut leben.

Natürlich spielt bei einer Frauenzeitschrift das Thema Frauenpolitik eine wichtige Rolle. Da hatte Laschet, von 2005 bis 2010 Familien- und Frauenminister in Nordrhein-Westfalen, geradezu ein Heimspiel. "Wir haben immer noch keine richtige Gleichstellung, in den Parlamenten, auch in meiner Partei,“ räumte er offen ein. Und verwies darauf, dass nicht in erster Linie die Frauen für ihre Gleichstellung zu sorgen hätten, sondern die ganze Gesellschaft.

Das Bundeskabinett will Laschet im Falle eines Wahlsieges paritätisch besetzen. Höhere Frauenquoten für die Vorstände und Aufsichtsgremien von Unternehmen lehnte er gleichwohl ab. Von der Gendersprache hält Laschet nicht viel. Das möge jeder halten wie er wolle, beschied er mit der ihm eigenen Gelassenheit. Wenn jemand „den Genderstern mitsprechen“ wolle, solle man ihn nicht lächerlich machen. Oder wie die Rheinländer zu sagen pflegen: „Et es wie et es. (Es ist, wie es ist)“. Das Gendern zu verbieten, wie Friedrich Merz es für staatliche Institutionen vorgeschlagen hat, lehnt Laschet ab.

Die Gesprächsrunde bei „Brigitte“ war eher ein Plausch als ein Verhör. Annalena Baerbock hatte es vor einer Woche schwerer gehabt. Allerdings gab es bei dem CDU-Politiker, anders als bei der grünen Kanzlerkandidatin, keine Plagiatsaffäre aufzuarbeiten. Bei „Brigitte“ blieb er bei seiner Linie, zu diesem Thema nichts zu sagen. Da nachzufragen, sei Sache von Journalisten. Warum sollte Laschet sich auch einmischen, wenn selbst glühende Baerbock-Verehrer in den Medien inzwischen auf Distanz zur Kanzlerkandidatin gegangen sind?

Bei einem in sich selbst ruhenden Kanzlerkandidaten, der jede Schärfe gegen seine Wettbewerber vermied, lag die Frage nahe, ob der Wahlkampf denn nicht „lauwarm“ dahinplätschere. Der habe ja noch gar nicht richtig angefangen, entgegnete Laschet. Und demonstrierte eine gute Stunde lang, dass er die Auseinandersetzung sachlich führen und nicht das Klima vergiften will. Der Aufwärtstrend für die CDU/CSU in den Umfragen tragen sicherlich zu Laschets landesväterlichem Stil bei. Irgendwie scheint der Aachener das „rheinische Grundgesetz“ geradezu zu verkörpern: „Et hätt noch emmer joot jejange (Es ist bisher noch immer gut gegangen)“. Was freilich noch zu beweisen wäre – in 80 Tagen am 26. September.

(Veröffentlicht auf www.focus.de am 8. Juli 2021)


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