16.12.2016

Endspurt – Wolfgang Bosbach / Ein Gespräch mit Hugo Müller-Vogg

Der Name Wolfgang Bosbach ist der breiten Öffentlichkeit spätestens seit seiner in zahlreichen Interviews und TV-Gastauftritten couragiert bekundeten, kritisch-differenzierten Haltung zu den in unserer Gesellschaft heiß umstritten und kontrovers diskutierten politischen Entscheidungen zum Thema Griechenland- und Flüchtlingspolitik ein Begriff. Seitdem zählt der innenpolitisch erfahrene, engagierte und bodenständige CDU-Politiker aus Bergisch-Gladbach zu den sowohl sachlich, als auch rhetorisch versiertesten Kritikern der amtierenden Bundesregierung und ist insofern ›als feste Instanz‹ in unserer mittlerweile politisch gespaltenen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.

So löste seine Entscheidung, 2017 nicht mehr für den Deutschen Bundestag zu kandidieren und seine politische Arbeit sowohl aus persönlichen und gesundheitlichen, aber auch aus politischen Gründen mit Ablauf dieser Wahlperiode endgültig zu beenden, bei den Anhängern seiner Argumente »Betroffenheit«, — bei einigen der von ihm unter Beschuss genommenen Parteigrößen und/oder anders Denkenden aber vermutlich »erleichterndes Aufatmen« aus. Sein wiederholtes Zitat ”Ich will nicht immer die Kuh sein, die quer im Stall steht”, ist mittlerweile legendär.

Ganz offensichtlich verdankt der konservative Christdemokrat und studierte Jurist Wolfgang Bosbach einen Großteil seiner Beliebtheit nicht nur seiner authentischen, objektiven Art im Umgang mit politisch heiklen, oftmals unliebsamen Fakten − durch die er wohltuend aus dem Kreis der Jasager und Abnicker hervorsticht − , sondern auch seiner Befähigung, offensichtliche Probleme gezielt auf den Punkt zu bringen, ›juristisch‹ zu hinterfragen und zu analysieren.

Wo Bosbach drauf steht, ist auch Bosbach drin.

In »Endspurt« erfährt der Leser auch bislang Unbekanntes über die zahlreichen Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen des Ausnahmepolitikers Bosbach. Was treibt ihn um? Was sind seine

- Werte und Motive?

Sowohl zu diesen, als auch zu den nachfolgenden Themen

- Einzelhändler, Rechtsanwalt, Politiker
- Zwischen Gewissen und Solidarität
- Konservative und CDU
- Flüchtlinge
- Euro und Europa
- Innere Sicherheit
- Begegnungen
- Demokratie und politisches Engagement

stellt sich der Politiker den interessanten und professionellen Fragen seines Interviewpartners Dr. Hugo Müller-Vogg, so dass sich im Buch „Endspurt – Wolfgang Bosbach“ auch ebenso viele interessante, professionelle und aufschlussreiche Antworten und Statements finden. Im 10. und letzten Kapitel bekennt sich Wolfgang Bosbach trotz aller Ärgernisse loyal zu seiner Partei, in die er 1972 aus fester Überzeugung eintrat: „Sowohl bei den Rettungspaketen für Griechenland als auch bei der Flüchtlingspolitik war es im Grunde ja nicht so, dass ich mich von der Union abgewandt habe, es war eher umgekehrt. Die CDU hat bei diesen Themen ihren bisherigen politischen Kurs fundamental verändert. Wenn mir die Parteiführung vorwirft, ich hätte diese politischen Kurskorrekturen nicht sofort und kritiklos mitgemacht, dann wäre diese Kritik sogar gerechtfertigt. Mit diesem Vorwurf kann ich allerdings sehr gut leben.” Und weiter: „Ich bleibe Mitglied der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis, werde garantiert nie zu einer anderen Partei gehen, schon gar nicht zur AfD. Wenn ich den deutschen Bundestag verlasse, gehe ich nicht zur politischen Konkurrenz, sondern einfach nach Hause.”

Der Untertitel von Wolfgang Bosbachs politischem »Endspurt« orientiert sich am klassischen Soll-Ist-Vergleich und lautet daher nicht von ungefähr „Wie Politik tatsächlich ist − und wie sie sein sollte.“

Noch ist es nicht zu spät. Zumindest lassen die jüngsten Reaktionen und Beschlüsse auf dem CDU-Parteitag in Essen auf Einsicht und mehr, als nur auf das berühmte »Hornberger Schießen« hoffen. Vielleicht haben nicht nur drei verlorene Landtagswahlen, die Angst vor einer sich immer gefährlicher spaltenden Gesellschaft und die Zunahme von politisch frustrierten, mal mehr mal weniger als ›besorgt‹ abgetanen Bürgern ausreichend viele CDU-Parteifreunde sowie tonangebende Spitzenpolitiker bis hinauf in die oberste/n Etage/n aufgeweckt und gerade noch rechtzeitig vor den nächsten richtungsweisenden Landtagswahlen und der Bundestagswahl zum Grübeln gebracht, — sondern auch Wolfgang Bosbachs hart(näckig)e, aber nie unfaire Kritik. Möge uns dieser kritische, unabhängige Geist auch nach dem Ende seiner beruflichen politischen Laufbahn im (Un)Ruhestand noch lange erhalten bleiben. Die öffentliche Debatte hat gerade erst begonnen!

Wir zwei von lesemehrwert.de haben die konstruktiven Aussagen und Anregungen von Wolfgang Bosbach mit großem Interesse gelesen. Wer wie wir mehr über unsere Demokratie, über deutsche Politiker/innen sowie über unsere Innen- und Sicherheitspolitik — und vor allem mehr über Wolfgang Bosbach erfahren möchte, liegt mit der 272 Seiten starken, im Quadriga Verlag als gebundene Ausgabe im Schutzumschlag zum Preis von € 24,70 erschienen Lektüre genau richtig.

Quelle: www.lesemehrwert.de


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