Ein Duo, das sich nahesteht: Edmund Stoiber, die graue Eminenz der CSU, lobt den CDU-Querdenker Wolfgang Bosbach als wahren Konservativen, der bei den Christsozialen sehr gut aufgehoben wäre. " Prüfet alles, und behaltet das Gute" - dieses Wort des Apostels Paulus sei der Leitspruch des Bundestagsabgeordneten Bosbach, der 2017 nicht wieder antreten will. Da liege der Rheinländer voll auf der Linie der Bayern, lobt Stoiber bei der Vorstellung eines Interviewbandes unter dem Titel " Endspurt" .
Leitkultur, Flüchtlingspolitik, Eurorettung - der Publizist Hugo Müller-Vogg fasst die Ansichten Bosbachs unterhaltsam zusammen. Der Rechts- und Innenpolitiker spart nicht mit Kritik an der CDU und an der Kanzlerin. Macht er mit bei den Christsozialen, sollten die zerstrittenen Unions-Schwestern tatsächlich zur Bundestagswahl getrennt antreten? Bosbach winkt ab. Mit der Politik sei " Schluss".
Dennoch bekommt er von Stoiber den Aufnahmeantrag des " Vereins der Freunde der CSU". Einer wie Stoiber, der selbst vom politischen Geschäft nicht lassen kann, wittert, dass auch Bosbach schwach werden könnte. Der 64-Jährige hingegen beteuert: " Die CDU ist meine politische Heimat, nicht nur eine politische Organisation."
Der Talkshow-König gilt vielen als aufrechter Rebell, manchem Parteifreund dagegen als lästig. Der Rheinländer lehnte die Euro-Rettung als Strafe für deutsche Sparer und die Flüchtlingspolitik Merkels als realitätsfern ab. Stoiber würdigt dies als Geradlinigkeit, Sprachgewalt und Nähe zu den Menschen.
Bosbach nennt für seinen Rückzug auch private Gründe, etwa seine angeschlagene Gesundheit. Der Vater dreier erwachsener Töchter ist unheilbar an Krebs erkrankt. Ist das Buch " Endspurt" tatsächlich sein politischer Schlussakkord? Kenner der Szene, die gerade die heimliche Rückkehr des Linken-Grandseigneurs Gregor Gysi beobachten, haben Bosbach weiter auf ihrer Rechnung.
(Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung vom 05.10.2016)